Lauschtour durch Immenstadt
Kleinste Residenzstadt in Bayern
Tour ist einen Kilometer lang und dauert in etwa eine halbe Stunde
1 Marienplatz
Das größte und breiteste Gebäude auf dem Platz. Das war das Immenstädter Schloss, oder besser gesagt die Sparversion eines Schlosses. Es wurde als schwäbisches Sparschloß bezeichnet. Grafen von Rothenfels lebten dort. Die Mariensäule gibt es auch in München. Die Grafen ließen sie im 18 Jhd aufstellen, als Dank dafür, dass Immenstadt die Pest überwunden hatte. Die Bronzefiguren verraten, welche Berufe hier in Immenstadt mal wichtig waren. Da sehen wir einen Jungen mit einem Hut, ein Hütebub, er steht für die große Tradition der Alpwirtschaft. Warum hat die eine Frau am Brunnen einen Strumpf in der Hand? Das hat mit der Immenstädter Strumpfindustrie zu tun, ab 1947 produzierte die bekannte Firma Kunert ihre Strümpfe. Die Frau, die einen Stoffballen in der Hand hält, steht für den Exportschlager aus Immenstadt, das Leinen, also feine Tücher. Der Handel hat hier geboomt, bis ins 19 Jhd wurden hier im Allgäu Massen von Flachs angebaut. Wegen der vielen blauen Blüten war auch die Rede vom blauen Allgäu und Immenstadt war einer der bedeutendsten Handelszentren im Allgäu für das Leinen. Die begehrten Stoffe wurden von Händlern aus ganz Europa gekauft. Die Leinwandschau, also die Qualitätskontrolle war wichtig, bevor die Stoffe in den Handel gingen. Im alten Rathaus hat die Qualitätskontrolle stattgefunden. Das 2. Haus auf dem Platz, mit Türmchen und Erker.
links weiterlaufen
2. Renthaus
Das lilafarbene Haus. Es ist sehr alt, die Jahreszahl ist unten am Erker eingeritzt. 1685, damals war es eine Art Finanzamt, das sogenannte Rentamt. Hier kassierte der Rentmeister von den Bürgern die Abgaben, die sie an die Grafen zu zahlen hatten. So ein Steinhaus war ein Luxus, die einfachen Leute konnten sich nur Holzhäuser leisten. Der Adel war sprichwörtlich steinreich.
links in die schmale Gasse
3. Stadtmauer & ehem. Marstall
Das unverputzte Mauerstück ist sehr alt und viel älter als das Rentamt. Es ist ein Originalteil der Stadtmauer aus dem 14. Jhd. Im Mittelalter führte sie einmal um Immenstadt herum und Zugang in die Stadt gab es nur durch 4 Tore, die streng bewacht wurden. Links von der Stadtmauer sind wir wieder in der Zeit der Grafen, denn da befand sich der sogenannte Marstall, in dem die herrschaftlichen Pferde standen und es war eine gräfliche Reitschule, heute ist es eine Stadtbücherei und das Literaturhaus von Immenstadt.
nach rechts und dann nach links, nochmal links auf den nächsten großen Platz.
4. Bräuhausplatz
In der Mitte steht ein bronzenes Gespann und beladen ist es mit Bierfässern. Hier stand mal eine der größten Brauereien des Allgäus. Die Kaiserbrauerei, die auf ein Brauhaus der Grafen zurückging. Bis 1990 produzierten sie hier, bevor sie abgerissen wurde. Passend dazu entdeckt man noch den Mann, mit dem in Immenstadt wohl die meisten Selfies gemacht werden. Der Immenstädter Biertrinker.
links an der Bushaltestelle vorbei und die Straße runter
5. Landwehrplatz
Drei Kühe aus Bronze. Sie erinnern an eine große Allgäuer Tradition, den Viehscheid. Also dem festlichen Viehabtrieb wo die Kühe wieder ins Tal getrieben werden. Am 3. Samstag im September werden 1000 Rinder von den Immenstädter Alpen mitten durch die Stadt getrieben . Auf dem Scheidplatz werden sie den Eigentümern übergeben. Die Rindvieh reichste Stadt in Bayern. Kranzrind, unfallfreier Alpsommer. Die Alpkräuter sorgen für das einzigartige Aroma des Alpkäses. Drahtfiguren unter den Bäumen, die sind mit etwas geformt, die auch etwas mit der Alpwirtschaft zu tun hat und zwar aus alten Viehgittern., Die Figuren heißen die 3 gezierten Grazien. Dem Bach folgen
6. Steigbach
Rechts das grüne Haus, da ist oberhalb der Schaufenster, eine weiße Hochwassermarke zu entdecken. So hoch war das Wasser in 1873, es war die schlimmste Hochwasserkatastrophe in der Immenstädter Geschichte. Der Bach riss ganze Häuser weg und der Marienplatz war meterhoch überflutet. Der Steigbach sorgte in den 1850er Jahren dafür, dass die Industrie geboomt hat. So trieb seine Wasserkraft die mechanische Bindfadenfabrik an, eine Hanffabrik, die Immenstadt international bekannt machte, die Fadenfabrik. Es ist ein ganzer Stadtteil entstanden, der 450 Betriebswohnungen zugeordnet wurden. Jedes Segelschiff hat Taue aus Immenstadt verwendet. Aus den Handwerken hat sich die Firma Monta entwickelt, heute Marktführer für Klebebänder aus Natur- Kautschuk.
Richtung Kirche
7. Pfarrkirche St.Nikolaus
Typisch für Bayern und das Allgäu ist der Zwiebelturm. Solche Türme galten im Alter von 18 Jhd als schick. Vorbild waren die Barockkirchen in Italien. Es sollte ein Zeichen für die Macht der katholischen Kirche sein.
vor der Kirche nach links und rechts an der Außenseite der Kirche entlang
8. Ölbergkapelle
Sie hatte eine große Bedeutung für gläubige Menschen. In der Tuffsteingrotte sehen wir Jesus vor der Nacht seiner Kreuzigung. Der Ölberg war im 18 Jhd, als die Kapelle entstand, ein wichtiger Wallfahrtsort. Für die meisten Menschen war es aber unmöglich, ins weit entfernte Jerusalem zu reisen. Hier war der Ölberg in der eigenen Heimat.
20 m zurück am Ende der hellen Mauer rechts ums Eck zum Klostergarten
9. Klostergarten
Er ist heute eine Ruheoase für viele Immenstädter. Die Kapuzinermönche haben ihn im 17 Jhd angelegt. Er war ihr Rückzugsort zum Beten und Meditieren. Der Garten ist komplett ummauert. Es war bewusst so gestaltet, damit niemand hineinschauen konnte. Die Kapuziner wollten abgeschieden leben. Im 19 Jhd war er noch aufgeteilt in Parzellen. Die Mönche nutzten ihn als Gemüse- und Kräutergarten. Klöster waren in der Regel Selbstversorger, die alles, was sie zum Leben brauchten, selbst produzierten. Der Brunnen, der heute in der Mitte des Gartens steht, erinnert noch an diese Zeit. Der Künstler Bonifatius Stirnberg aus Aachen wollte damit zeigen wer in dem Garten zuhause war. Garten verlassen nach rechts weiter gehehn
10. Skulptur “Mönch mit Kindern”
Die Kapuziner haben vor dem Kloster ihr Denkmal bekommen. Ein Mönch verteilt Brot an 2 Kinder, das soll zeigen, wie sehr sich die Kapuziner, wie sehr sie sich für die Immenstädter Bevölkerung eingesetzt haben. Sie hatten die Ordensregel bescheiden zu leben ohne jeglichen Besitz, denn sie sollten sich ganz dem Gebet widmen und der Fürsorge. So verteilten sie regelmäßig Brot und Suppe. Sie lebten bis in 1980iger Jahre.
11. Sonthofener-, Lindauer-, Staufener-, Kemptner Tor
Eines der 4 Immenstädter Stadttore. Hier grenzt das Salzfahrer Viertel an. Das Salz, das hier hindurch befrachtet wurde, stammte aus Österreich, das Tiroler Salz, welches in der Saline in Hall, in der Nähe von Innsbruck, gewonnen wurde. Der Transport lief in Richtung Schweiz, weil sie dort kein Salz hatten und sie es benötigten. Immenstadt lag an einer der Hauptverkehrsachsen. Diese Lasten wurden auf dem Inn aufwärts von Pferden gezogen. Links und rechts am Ufer wurde ein Pferd angespannt. Teilweise werden noch heute diese Wege als Leinpfade genannt. In Telfs wurde umgeladen und über den Landweg transportiert. Ein Salzstadel musste in einem Tag erreicht werden und nur diejenigen, die vom Kaiser dazu berufen wurden, durften einen Salzstadl betreiben. Es waren sehr privilegierte Personen. Die Strecke verlief von Telfs, Nassereith, Lermoos, über den Fernpass nach Reutte, Nesselwängle, über den Gaichtpass, über Oberjoch nach Bad Hindelang. Es wurde streng reglementiert, nicht jeder durfte die Fuhre fahren, daher heißt sie Rotfuhr, lat., dass in roter Reihenfolge nach Liste vorgegangen werden muss. Die Bauern mussten in Immenstadt übernachten, daher gibt es viele Gaststätten in Immenstadt, mit Namen, Engel, Sonne, Lamm und Krone. Die Krone befand sich dort wo jetzt die Stadtapotheke sich befindet. Die Immenstädter Bauern wurden informiert, wie ist nicht bekannt, um das Salz weiter zu transportieren., es gab oft. Verzögerungen, da sie im Sommer meist oben auf den Alpen bei ihrem Vieh waren und erstmal den Berg herunterkommen mussten. Der nächste Salzstadl liegt in Simmerberg im Westallgäu. In Genhofen und Hahnschenkel sind in den Kapellen Hufeisen angeschlagen, die als Glücksbringer und Dank für die gefährliche Abfahrt standen. Es wurden auch noch andere Güter transportiert, wie der Fisch vom Bodensee, Bodenseeweine, Butterschmalz, Käse, Nägel, Waffen, Gewürze aus dem Orient, von Venedig aus kommend. Der Begriff Salzstraße bedeutet also, dass nicht nur Salz transportiert wurde, sondern verschiedene Güter. Mit den sogenannten Lädinen ging es über den Bodensee in die Schweiz.
12. Der Geißenbrunnen
Hommage an die “Kuh des kleinen Mannes”
Um 1700 wurden in Immenstadt rund 200 Geißen gezählt. Eigene städtische Geißhirten hatten den Auftrieb, wie Peter in der Schweiz mit seiner Heidi, in der Früh durch die Gassen zu laufen, in ein Horn zu blasen um somit den Bauern das Signal zu geben, die Geißen aus den Ställen zu treiben. Der Geißenhirt trieb die Tiere hoch ins Steigbachtal und am Abend kehrte er zurück. Es wurde viel Feld- und Wiesenwirtschaft betrieben und die Grünlandwirtschaft kam erst in der ersten Hälfte des 19. Jhd auf. Der Brunnen mit seinen Statuen verdeutlicht also sinnbildlich, dass Immenstadt sehr landwirtschaftlich geprägt war und ist.
13. Künstler Bonifatius Stirnberg aus Aachen *20-2-1933 deutscher Bildhauer
Die Brunnenanlage 1988 mit den Figuren für die traditionellen Immenstädter Gewerbezweige. Der Hütebub für die Alp- und Landwirtschaft, der Zimmermann für das Handwerk, die Weberin mit dem Leinwandballen für das Gewerbe und die Strumpfhalterin für die Industrie.
Seine Werke in Immenstadt
Skulpturengruppe Alpzug | 1988 | Immenstadt | ||
Heiligenbaum | 2011 | Immenstadt | ||
Vogelbrunnen | 1988 | Immenstadt | ||
Marienbrunnen | 1988 | Immenstad |
Der Heiligenbaum, nördlich der Katholischen Stadtpfarrkirche St.Nikolaus, dort steht im ehemaligen Kirchhof der “Heiligenbaum. Unter den schützenden Zweigen einer Linde, die im Gedenken an die französische Stadt Lillebonne gepflanzt wurde. Hier verbergen sich neben dem Kirchenpatron und der Gottesmutter die Kirchenpatrone der eingemeindeten Ortschaften.