Roter Fliegenpilz
Amantia muscaria
Familie: Amanitaceae Knollenblätterpilze
Volkstümliche Namen: Fliegenteufel, Krötenstuhl, Rabenbrot, Mückenschwarm
Englisch: Fly Agaric, Toadstool
Fruchtungszeit; Spätsommer-Spätherbst
Pilz des Jahres 2022
Namensgebung
Es gibt einen Zusammenhang zu den Insekten, den Fliegen. Adam Lonitzer (Naturforscher) schrieb im 16. Jhd. “Die roten Fliegenpilze soll man in Milch sieden und den Mücken hinstellen, dass sie davon sterben.” Daher wurden bei uns früher die Hauswände mit Pilzsuppe bestrichen, um Insekten fernzuhalten. Zwar werden sie davon nur betäubt und nicht getötet aber man kann sie leichter platthauen. Die Fliegen wurden davon tatsächlich nur betäubt und lässt man sie in Ruhe, erholen sie sich wieder und fliegen relativ schnell weiter. Die Wirkung auf die Psyche der Menschen wurde von Wolfgang Bauer, ein deutscher Volkskundler so beschrieben: “Der Fliegenpilz lässt fliegen” Der Pilz wurde schon immer von Priestern und Schamanen verspeist, die Kontakt zu Göttern und Geistern suchten. Im Mittelalter waren Fliegenpilze ein Symbol für den Wahnsinn. Menschen bekamen nach der Einnahme eines Fliegenpilzes Halluzinationen. Sie begannen zu toben, wirr zu reden und das war zur damaligen Zeit ein Zeichen des Wahnsinns.
Medizin im 19.Jhd
Er wurde zur Behandlung von Epilepsie und manchmal auch bei Fieberzuständen eingesetzt. Er sollte hilfreich gewesen sein bei Kopfschmerzen und bei Erschöpfungszuständen. Im Mittelalter wurde er zur Vorbeugung der Schwindsucht verschrieben und als Wurmmittel soll er gute Dienste geleistet haben. Heute findet er in der Schulmedizin keine Verwendung mehr. aber in der Homöopathie. Hier wird er angewendet bei innerer Unruhe, Depressionen, Kopfschmerzen oder Tinitus., bei Beschwerden des gesamten Nervensystems, Überregbarkeit, sowie Blasen- und Darm-krämpfen.
Giftig
Ja, er ist giftig, aber längst nicht so, wie der Knollenblätterpilz, mit dem er verwandt ist. Er ist kein tödlicher Giftpilz. Was aber nicht bedeutet. dass er keine unangenehmen Nebenwirkungen auslösen könnte. Mit Herzkreislauf -Thematiken könnte er gefährlich werden. Folge könnten erweiterte Pupillen, rasender Puls, bis hin zu Krämpfen und zentralnervösen Störungen sein. Es braucht, je nach Konstitution, bis zu 2h bis die ersten Symptome sich einstellen. Er verfügt über kein Kontaktgift, das heißt, bei der bloßen Berührung kann kein Gift über die Haut übertragen werden, anders als z.B. beim Fingerhut.
Fliegenpilz als Speise
Im Zweiten Weltkrieg wurde er im Norden Deutschlands oder auch in Sibirien und teilweise in Japan noch heute als Speise auf der Karte angeboten. Wie kann das sein? Dies ist relativ schnell erklärt. Die Gifte befinden sich hauptsächlich in der Haut des Pilzhutes und sind wasserlöslich. Daher wird die rote Haut entfernt und der Pilz über Nacht in Wasser eingelegt und so von den Giften befreit.
Ein wichtiger Bestandteil in unserem Ökosystem
Er ist ein Symbiosepartner für viele Nadel-und Laubbäume. Er liefert Wasser und Nährstoffe, wie Stickstoff oder Phosphor über die Wurzeln und erhält dafür Symbiose, die Zuckerverbindungen. Meist kommt er dort vor, wo Fichten, Birken, Kiefern und Lärchen wachsen und in seiner Nachbarschaft findet man oft Steinpilze. Würden Fliegenpilze verschwinden, so würden auch die mit ihm in Symbiose lebenden Bäume darunter leiden.
Inhaltstoffe
Cholin, Acetylcholin, Ibotensäure, Muscarin, sowie die Spurenelemente Selen und Vanadium.